Es war 1992 – knapp ein Jahr nach meinem Abitur. Die „große weite Welt“ stand uns offen.
Batman kehrte zurück (Batman returns), Christoph Columbus entdeckte Amerika neu (1492), ach ja und dann gab es ja noch Wayne´s World. In den Radios lief wahlweise „It´s my life“ von Dr. Alban oder „Smells like teen spirit von Nirvana, in den Berliner Clubs war Sven Väth „Lost in Music“ und Marusha im Ravechannel.
In unserem Mikrokosmos waren wir Spandauer und die große weite Welt war Berlin. Gastronomisch und partytechnisch gesehen, versteht sich. Spandau bestand unter diesem Aspekt zu diesem Zeitpunkt aus dem „Bermuda-Dreieck“ Café Just, dem urigen Gänsemarkt und dem Ballhaus Spandau. Punkt.
Ach ja, und dann kam das „Café Barfly“. Café? Echt jetzt? So richtig mit Hinsetzen? Laaangweilig!
Doch das Konzept ging auf! „Conny und Struppi“ führten das neue Lokal mit ihrem Team in der Wilhelmstadt mit einer Lust und Hingabe, dass selbst die verrücktesten Partyteufel am Samstagabend manchmal vergaßen, Spandau zu verlassen. Das Barfly war „Fluch und Segen“ zugleich, denn saß man erstmal drin, kam man nicht wieder so leicht raus. Ich selbst würde mich da ebenfalls zu den Opfern zählen, wenn nicht nur einmal mein „Salat-Pute zum Mitnehmen“ am Tresen verwaiste, während Ossi oder Colin mir mein fünftes oder sechstes Becks reichten.
Der Laden wurde fortan zur zentralen Anlaufstelle für ganze Generationen.
Schnell sprach sich rum, dass das Barfly auch Sonntagmorgen um 04.00 Uhr dem geneigten Gast die Türe nicht vor der Nase zuschlug, woraus sich zeitweilig eine Post-Party-Kultur entwickelte und die Party Rückkehrer sich zum Absacker wieder in Spandau trafen.
Doch das Barfly war ein Allrounder obendrein, denn Kaffee und Frühstück gehörten seit jeher auch zur Barfly-Kultur und damit auch ein Stück Gemütlichkeit.
Das Barfly wurde zur Community (und ist dies bis heute, ohne die Gelegenheitsgäste dabei auszugrenzen). Das Barfly, mit den Chefinnen Conny und Lucie, wurden in den 90er Jahren zum Statement in Spandau und der Wilhelmstadt. Die sich hieraus entwickelnden Aktivitäten DJ-Night (DJ PeeWee, DJ Moo-Nee), Sport (Barfly United, Barfly rennt), Party (Barfly Bootstour) und weitere kreative Ideen (Wer erinnert sich an das Red Bull Fluggerät?) waren Bestandteil eines Lebensgefühls in der Wilhelmstadt.
15 Jahre nach der Gründung bewiesen Conny und Lucie erneut ein geschicktes Händchen und eröffneten gleich nebenan das Plan B. Ehemalige Teammitglieder eröffneten weitere Läden in Spandau.
Kein bisschen weise – auch aktuell sprüht das Frauen-Duo vor Ideen
Bis heute bereichert das Barfly mit seinen Ideen Spandau und die Wilhelmstadt (Fete de la Musique, Adventsmarkt).
Kaum jemand hat die heranwachsenden und die erwachsenen Spandauer dabei so inspiriert und positiv beeinflusst wie das Barfly und sein Team.
Das Barfly hat das Jubiläum angemessen begangen und gefeiert, gar nicht mal so Oldie-like. Doch jetzt heißt es Blick nach vorne – auf weitere 30 Jahre!
CL